Positionspapier zur Energiegewinnung aus Holz

Zusammenfassende Positionen:

1) Wälder müssen geschützt und erhalten werden. Sie leisten unersetzbare Ökosystemfunktionen wie die Stabilisierung des Klimas oder die Bereitstellung von sauberer Luft und Trinkwasser.

2) Die Verbrennung von Holzbiomasse ist nicht klimaneutral. Bei der Verbrennung werden erhebliche Mengen an Treibhausgasen freigesetzt und die Wälder, die abgeholzt werden, verlieren ihre Funktion als CO2-Senken.

3) Die Verbrennung von Holzbiomasse zur Energieerzeugung muss verhindert und die Subventionierung von Kraftwerken sowie neuen Kleinfeuerungsanlagen muss gestoppt werden. Die Verbrennung schädigt Wälder, Klima und die Gesundheit der Menschen und behindert den Übergang zu sauberer, grüner Energie.

4) Holzverbrennung, insbesondere in Kleinfeuerungsanlagen, trägt erheblich zur Feinstaubbelastung der Luft bei. Die Holzfeuerung in Kleinfeuerungsstätten ist zusätzlich eine Hauptquelle für kanzerogene polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und Ruß, die dem Klima und der Gesundheit schaden.

Wir teilen die gemeinsame Vision einer Welt, in der Wälder eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels spielen und zu einer sauberen, gesunden, gerechten und nachhaltigen Zukunft für alles Leben auf der Erde beitragen. Die Verbrennung von Holz zur großtechnischen Energieerzeugung und auch die Verbrennung in Kleinfeuerungsanlagen in Haushalten können aus den unten genannten Gründen nicht Teil dieser Zukunft sein. Stattdessen müssen wir die Wälder schützen und wiederherstellen und dadurch Kohlendioxid aus der Atmosphäre entfernen. Gleichzeitig müssen wir die biologische Vielfalt und Widerstandsfähigkeit funktionierender Ökosysteme fördern.

Die Nutzung von Waldbiomasse zur Energiegewinnung schädigt das Klima

Das Verbrennen von Holzbiomasse zur Energiegewinnung ist nicht CO2-neutral. Denn es werden sofort große Mengen an Treibhausgasen emittiert, während es Jahrzehnte bis Jahrhunderte dauert, bis Wälder nachwachsen und den Kohlenstoff wieder binden. Das ist viel zu lang, um eine weitere Eskalation der Klimakrise effektiv aufhalten zu können. Direkte und indirekte Emissionen aus dem Holzeinschlag, den emittierenden kahlen Böden und der Lieferkette für Bioenergie wirken sich ebenfalls negativ auf die Gesamtkohlenstoffbilanz aus.

Die derzeitigen Regeln der CO2-Bilanzierung fördern die Nutzung von Holz zur Energiegewinnung, da die dabei entstehenden Emissionen nicht im Energie-, sondern im Landnutzungssektor angerechnet werden. Die Bilanzierung der Emissionen aus der Nutzungvon Wäldern ist allerdings häufig fehlerhaft, sodass die bei der Verbrennung von Biomasse tatsächlich entstehenden Emissionen in den Bilanzen der Länder nur selten korrekt angegeben werden.

Negative Auswirkungen auf Biodiversität und das Klimaschutzpotenzial der Wälder

Die energetische Nutzung von Waldbiomasse hat schon in der Vergangenheit zu einer Ausweitung und Intensivierung des Holzeinschlags geführt und wird dies weiter tun. Dadurch werden Waldökosysteme degradiert, die biologische Vielfalt und die Böden geschädigt und die Fähigkeit der Wälder, Ökosystemfunktionen wie sauberes Trinkwasser, Hochwasserschutz und saubere Luft zu erbringen, beeinträchtigt. Die Umwandlung von Wäldern und anderen Ökosystemen oder Agrarflächen in industrielle Monokulturen für Biomasse ist besonders schädlich. Dies kommt zu einer Zeit, in der wir erkennen, dass ein ordnungsrechtlicher Schutz und die ökologische Wiederherstellung von Wäldern einen wichtigen Beitrag zur Einhaltung der 1,5 Grad Grenze leisten bzw. die unausweichliche Erwärmung so gering wie möglich halten.

Die Wissenschaft ist sich einig, dass wir der Atmosphäre Kohlendioxid entziehen müssen, um einer dramatischen Erwärmung des weltweiten Klimas noch entgegnen zu können. Ein sicherer und bewährter Weg dafür ist der Schutz und die Wiederherstellung von Wäldern. Laut Bundesregierung soll die CO2-Absorption deutscher Wälder in Deutschland bis 2045 um 40 Millionen Tonnen Kohlendioxid steigen, das ist 2,4-mal mehr als im Jahr 2020. Holzeinschlag zur Gewinnung von Biomasse bewirkt das Gegenteil.

Risiko für Menschenrechte und Gesundheit

Die Nachfrage nach Biomasse kann Konflikte um Land- und Waldressourcen einschließlich Landgrabbing verschärfen. Dies bedroht die Rechte, die Interessen, das Leben, die Lebensgrundlagen und die kulturellen Werte indigener Völker und lokaler Gemeinschaften sowie Kleinbauern, die auf Waldressourcen angewiesen sind. Die weitreichenden negativen Auswirkungen können sich langfristig auch auf die Ernährungssicherheit der gesamten Bevölkerung auswirken. Wälder spielen eine wichtige Rolle beim Schutz der Menschen vor den schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels. Diejenigen, die in der Nähe von Waldzerstörung leben, sind oft am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen und sind häufig repressiven Maßnahmen der rohstoffausbeutenden Industrien ausgesetzt. Darüber hinaus befinden sich Biomasse-Herstellungs- und Verbrennungsanlagen häufig in Gebieten mit sozioökonomischer Benachteiligung.

Biomasseverbrennung fördert Feinstaubbelastung in erheblichen Maße

Sie trägt maßgeblich zur Luftverschmutzung mit Feinstaub bei. Das Umweltbundesamt hat außerdem eine Zunahme von Feinstaub durch die Förderung von Biomasse als erneuerbare Energiequelle festgestellt. Feinstaub verursacht zahlreiche Krankheiten wie Lungen- und Herz-Kreislauferkrankungen und ist cancerogen (krebserregend). Damit führt Feinstaub jedes Jahr zu tausenden vorzeitigen Todesfällen.Mehr als 40 Prozent des thermisch genutzten Waldholzes in Deutschland geht in Privathaushalte als Holzpellets oder Scheitholz. Die entsprechenden CO2-Emissionen werden aber nicht in Emissionsstatistiken erfasst. Die aus der privaten Holzverbrennung emittierten Feinstäube sind in der Menge in Deutschland noch höher als in der gesamten Diesel-PKW-Flotte (UBA). Sie sind gesundheitsgefährdend und können Krebs und neurologische Krankheiten hervorrufen. Wir setzen uns deshalb für eine strikte Kontrolle der privat betriebenen Öfen und Kamine ein und streben eine deutliche Reduktion der privaten Holzverbrennung an.

Biomasseverbrennung behindert den Übergang zu sauberer Energie

Die Verbrennung von Waldbiomasse zieht Investitionen von anderen, sauberen erneuerbaren Energien ab. Biomasseverbrennung untergräbt klimafreundliche erneuerbare Energielösungen, weil sie um die gleichen staatlichen Anreize konkurrieren. Im Gegensatz zu Investitionen in emissionsarme Technologien wie Wind und Sonne ist Biomasseenergie mit laufenden Rohstoffkosten verbunden und auf kontinuierliche Subventionen angewiesen.

Wir von “Ausgebrannt – Bündnis gegen die Verbrennung von Biomasse” vertreten die wissenschaftsbasierte Position, dass die Verbrennung von Waldbiomasse keinen Beitrag dazu leistet, dem Klimawandel wirksam zu begegnen.

Wir fordern Regierungen, Finanzdienstleister:innen, Unternehmen und die Zivilgesellschaft auf, nicht zum Ausbau einer auf Waldbiomasse basierenden Energiewirtschaft beizutragen, sondern ihre Nutzung auslaufen zu lassen. Subventionen für eine Energiegewinnung aus Waldbiomasse müssen abgeschafft werden. Der Schutz und die Wiederherstellung der Wälder der Welt ist eine Lösung für den Klimawandel – nicht deren Verbrennung.

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