Internationaler Aktionstag: Protest gegen Holzkraftwerkspläne in zahlreichen Städten

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+ + + Pressemitteilung des Bündnisses AUSGEBRANNT vom 21.10.2024 + + +

* Internationaler Aktionstag: Protest gegen Holzkraftwerkspläne in zahlreichen Städten

Pressemitteilung

Zum heutigen internationalen Aktionstag gegen Biomasse-Verbrennung kritisiert das Bündnis AUSGEBRANNT das Erstarken von Holzverbrennung zur Energieerzeugung als Scheinlösung, die keinesfalls in eine klimafreundliche Zukunft führt. Mit Aktionen und Veranstaltungen rund um den Aktionstag setzen die Umweltschützer:innen in Berlin, Wilhelmshaven, Leipzig, Weilheim, Cuxhaven und Hamburg ein Zeichen für eine Wende im Umgang mit Holz als Energiequelle. Auch international gibt es zahlreiche Proteste, etwa in Großbritannien, Finnland, Australien, Indonesien, Kolumbien und den USA. Bezugnehmend auf den heutigen Start der Weltbiodiversitätskonferenz COP 16 in Kolumbien findet der diesjährige Aktionstag unter dem Motto „Bioenergy destroys Biodiversity“ („Bioenergie zerstört Biodiversität“) statt.

Dass trotz Klimakrise, starker Waldschäden und vermindertem Wuchs Holz in großen Mengen dem Wald entnommen und verfeuert wird, führt zu einer Misere, die hierzulande nun auch die Bundesregierung eingestehen musste. Vergangene Woche wurde die vierte Waldinventur der Bundesregierung veröffentlicht. Demnach ist der Wald in Deutschland von einer wichtigen CO2-Senke zu einer CO2-Quelle geworden. 

„Der Wald in Deutschland stößt seit 2017 mehr CO2 in die Atmosphäre aus, als er aufnimmt. Das ist eine katastrophale Wendung! Die Speicherungsfunktion des Waldes ist in alle Berechnungen zur Klimaneutralität mit eingepreist. Wenn uns diese Senke verloren geht, ist auch die Erreichung der Klimaziele in Gefahr!”, betont Luzie Arndt vom Bündnis AUSGEBRANNT. 

„Wir fordern, dass die Bundesregierung ein Waldrettungspaket verabschiedet. Holzverbrennung darf nicht mehr subventioniert werden. Die Umrüstung fossiler Kraftwerke auf Holzverbrennung und der Neubau großer Holzkraftwerke müssen untersagt werden”, sagt Jana Ballenthien, Waldreferentin der Umweltorganisation ROBIN WOOD, die sich ebenfalls in dem Bündnis engagiert. „Unsere Wälder sind ein Garant für eine lebenswerte Zukunft. Wir müssen sie erhalten und vor der Plünderung durch die Energieholzbranche schützen!“

Das Bündnis AUSGEBRANNT ist an Orten aktiv, in denen Kraftwerke auf Holzverbrennung umgerüstet oder entsprechende Anlagen neu errichtet werden. 

In Leipzig veranstalten die Aktivist:innen von „180 Grad Ausgebrannt – Wärmewende für Leipzig jetzt“ heute Nachmittag eine Kundgebung vor dem Gaskraftwerk Connewitz. Sie fordern eine sozial verträgliche Wärmewende ohne fossile Energieträger und ohne Holz- und andere Biomasseverbrennung. „Leipzig braucht rasch einen Wärmeplan zum Ausbau der Fernwärme von aktuell 30 auf 60 Prozent und für alle weiteren Wohnungen angepasste Umsetzungen wie Nahwärmenetze, Quartiers- und Einzelhauslösungen sowie Strategien und praktische Lösungen der bezahlbaren Dämmungen für Wärme und Kühlung”, sagt Jupp Trauth von “180 Grad Ausgebrannt”. 

In Berlin protestierten Greenpeace Berlin und der Berliner Energietisch bereits am Samstag vor dem Roten Rathaus: „Der Berliner Senat versucht, neue Holzheizkraftwerke als ‚nachhaltig’ und ‚klimafreundlich’ zu verkaufen. Doch um den hohen Bedarf zu decken, sind überregionale Importe nötig. Riesige Mengen Holz nach Berlin zu karren und bei der Verbrennung weiterhin große CO2-Emissionen zu verursachen, kann nicht die Lösung sein! An die Stelle von Kohle und Gas müssen echte Alternativen wie Geothermie, Großwärmepumpen und Sonnenenergie treten“, sagt Julia Veihelmann von Greenpeace Berlin.

In Wilhelmshaven erklärte Annette Westerhellweg von der örtlichen Greenpeace-Gruppe bei einer Foto-Aktion am gestrigen Sonntag vor dem Onyx-Steinkohlekraftwerk, das auf importierte Holzpellets umgerüstet werden soll: „Einige Unternehmen wollen ihr Geschäftsmodell nach dem Kohleausstieg retten, indem sie als angeblich nachhaltige Energie den nachwachsenden Rohstoff Holz in den alten Kohlekraftwerken verbrennen. Hier liegt aber ein Denkfehler vor. Bäume können gar nicht so schnell nachwachsen, wie sie verfeuert werden können und ihr CO2-Ausstoß während der Verbrennung ähnelt dem der Kohleverbrennung. Wälder, die einmal abgeholzt sind, sind unwiederbringlich verloren, denn Wälder sind nicht erneuerbar.” 

Eine weitere Fotoaktion gab es in Cuxhaven. Dort erklärte Tobias Söhl von Parents for Future Cuxhaven: „Die Betreiber des Holzkraftheizwerkes in Cuxhaven fallen immer wieder durch Intransparenz und Rücksichtslosigkeit auf. Dies gilt zum Beispiel durch Verwirrspiele bei der Frischholz-Herkunft oder, wie zuletzt, bei der Inbetriebnahme eines Kessels, dessen Qualm einen Teil der Stadt und ihrer Bewohner:innen kürzlich völlig unangekündigt beeinträchtigt hat. Das Projekt selbst wurde nur durch eine fehlgeleitete Förderpolitik wirtschaftlich und möglich. Ohne EEG hätte sich wahrscheinlich keine Schweizer Investmentgesellschaft an dem Projekt beteiligt und den Wäldern wären jährlich bis zu 100.000 Tonnen Frischholz erhalten geblieben.“

Greenpeace Weilheim hat am Samstag eine Foto-Aktion an mehreren Holzlagerplätzen im Landkreis Weilheim-Schongau durchgeführt. Im ländlichen Oberbayern setzen zahlreiche Kommunen und Unternehmen auf Holz als vermeintlich bessere Energiequelle. „Überall in unserem Landkreis wachsen die dezentralen Hackschnitzellager und Restholzhaufen. Immer mehr Hackschnitzel-Verbrennungsanlagen werden geplant, ohne dass der Holzbedarf irgendwo zentral erfasst wird. So werden die Wälder verheizt und wertvolle Zeit für eine wirklich nachhaltige Wärmewende geht verloren“, so die Gruppe. 

In Hamburg findet heute ab 19:00 Uhr eine Info-Veranstaltung zum Thema Holzverbrennung zur Energiegewinnung im Nernstweg in der W3 statt. Der BUND Hamburg, ROBIN WOOD und Biofuelwatch laden ein, gemeinsam den Film “More of everything” zu schauen. Zudem wird es kleine Vorträge und einen aktivistischen Einblick von Liina Steinberg von der Organisation “Save Estonia’s Forests” aus Estland geben.

In Zeiten akuter Klimakrise ist ein gesunder Wald unabdingbar: Wälder saugen sowohl CO2 als auch Niederschlag auf und haben eine wichtige kühlende Funktion.

Die Forderungen der Umweltorganisationen sind daher eindeutig: 

  • Keine Subventionen mehr für Holzkraftwerke oder private Holzheizungen. 
  • Die Planungen zur Umrüstung von Kohlekraftwerken auf Holz sind zu stoppen!
  • Aufklärung über die klimaschädlichen Folgen von industrieller Holzverbrennung! Die CO2-Bilanz von Holz ist nicht besser als die von Kohle!

Kontakte:

Redaktioneller Hinweis:

Hier finden Sie Fotos von den Aktionen, welche mit Nennung der Credits (s. Dateititel) frei genutzt werden dürfen: Foto-Ordner Im Laufe des Tages werden dort weitere Fotos ergänzt.